Nahrungsumstellung (2005)
Als Balzak fast elf Jahre alt war, bekam er Beulen auf der Haut. Zunächst
dachte ich an einen Zusammenstoß mit einem anderen Hund, der ihn
angerempelt hatte. Aber die Beulen wurden immer mehr und immer größer.
Eine Blutuntersuchung brachte endlich die niederschlagende Erkenntnis:
Balzaks Nieren waren stark geschädigt und die Harnsäure lagerte
sich unter der Haut ab.
Der Tierarzt drängte zu einem kommerziellen Nierendiätfutter.
Zugleich mit der Blutuntersuchung hatten wir an einem Allergietest teilgenommen.
Dieser war nicht unumstritten und ich sah das Ergebnis recht kritisch.
Aber auffällig war sicherlich, die angebliche Empfindlichkeit meines
Hundes gegenüber Weizen, Gerste, Schwein und Geflügel. Wenn
das stimmte, hatte ich fütterungstechnisch natürlich viel falsch
gemacht. In den meisten Fertigfuttersorten sind diese Bestandteile enthalten
und auch bei den Nierendiätfuttersorten gab es jede Menge Inhaltsstoffe,
die - aus dieser Sicht - bedenklich waren.
Ich war an einem Punkt, an dem ich kaum etwas zu verlieren hatte. Balzak
hatte nun öfter Durchfall, wenn ich jetzt weitere Fehler machte,
war es fraglich, wie lange es ihm noch halbwegs gut ging.
Ich verbrachte mehrere Stunden im Internet und dann ging es los zum
Einkaufen. Von diesem Tag an gab es rohes Rindfleisch, im Wechsel Kartoffeln,
Reis oder Hirse, Gemüse (alles gekocht), Olivenöl, fettreichen
Quark, Vitamin B und Phosphatbinder auf Aluminiumhydroxidbasis, um den
Phosphatspiegel zu senken. Als Leckerchen gab und gibt es ein Nierendiätfutter
mit möglichst wenig Weizen, später fand ich eines auf Lamm und
Reisbasis. Hundekekse backte ich von nun an selbst aus Dinkelmehl und
Möhren und ein bisschen Brühe für den Geschmack. K1 habe
ich mir noch besorgt und das Öl wird mal gewechselt, derzeit ist
es Rapsöl. Kein Zwieback mehr, keine Ochsenziemer, keine Schweineohren,
aber ein Knäckebrot ausschließlich aus Roggenmehl haben wir
gefunden.
2006
Heute ist Balzak über zwölf Jahre alt. Für einen Briardrüden
schon ein schönes Alter. Diese ganze Nahrungsumstellung diente einzig
und allein dem Zweck, seine Nieren zu entlasten, aber wenn ich ihn heute
betrachte, haben wir noch ganz etwas anderes geschafft. Jahrelang wurde
mir erzählt, dass Sebadenitis eine genetisch bedingte Autoimmunerkrankung
ist, deren Symptome zu bekämpfen sind. Und nun muss ich feststellen,
dass eine konsequente Nahungsumstellung zumindest bei meinem Hund kolossale
Veränderungen hervorbrachte.
Ich öle jetzt seit ca. einem Jahr nur noch sehr, sehr selten vereinzelte
Stellen an der Rute oder im Gesicht. Ansonsten darf ich mich daran erfreuen,
so Sätze zu hören wie: "Seine Haut sieht besser aus als
die meines gesunden Hundes" oder "Was soll der haben? Man sieht
ja gar nichts."
Nein, man sieht nichts und man merkt auch nichts mehr. Nur ein Briardliebhaber
erkennt ein paar weniger Haare als bei einem nicht erkrankten Hund. Aber
das stört uns nicht wirklich. Der letzte Winter war nicht nur besonders
kalt und lang, er war auch der erste seit geraumer Zeit, in dem Balzak
keinen Schub hatte.
Inzwischen gibt es immer mehr Informationen zu Sebadenitis. Für
mich absolut unverständlich gibt es sogar wieder den Versuch, Cyclosporin
Sebadenitis erkrankten Hunden zu verabreichen. Auf diese Idee käme
ich garantiert nicht mehr. Ganz bestimmt gibt es nicht "die"
Methode oder "den" Ansatz. Jeder Hund wird ein wenig anders
reagieren, aber ich würde nichts unternehmen, um das Immunsystem
zu unterdrücken! Im Gegenteil, heute denke ich, dass einfach ein
"Zuviel" diese Krankheit zum Ausbruch bringen kann. Und das
kann eben sehr viel sein: psychischer Stress genauso wie Parasiten oder
vielleicht irgendwelche Zusatzstoffe oder Lebensmittel, die ein Hund nicht
verträgt.
Wenn Balzak heute noch in seinem Alter begeistert seinen Ball apportiert,
in den Rhein springt und zwei Stunden spazieren geht, lässt sich
nur sagen: Es geht ihm gut und er fühlt sich wohl!
im Mai 2006
Daniela Tschepe
siehe auch
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