Sebadenitis

Krankengeschichte von Briard Balzak (Rüde)
- 2002 bis 2006 -

Da die letzte Aktualisierung mehr als vier Jahre zurück liegt, möchte ich gern unseren Bericht vervollständigen.

siehe auch Krankengeschichte von Balzak (2000 bis 2002)

 

Balzak
Balzak (12 Jahre) im Mai 2006,
in sehr gutem Allgemeinzustand,
© 2006 by Daniela Tschepe

Erfolglose Teilnahme an Cyclosporin-Studie (2002)

Im Oktober 2002 wurde ich auf eine Studie "mit einem neuen Medikament" aufmerksam gemacht. Die gleiche Tierärztin, die Balzak die Diagnose Sebadenitis gestellt hatte, lud mich ein, mit meinem Hund an dieser Studie teilzunehmen. In einem Fax eines anderen Arztes, der die Biopsie meines Hundes auswertete, hieß es, Balzak wäre gut geeignet.

Ich zögerte, aber schließlich willigte ich ein, Balzak das Medikament zu verabreichen und das Ölen einzustellen. Vielleicht war es die Chance, auf die wir gewartet hatten. Balzak ging es zwar gut, aber das Ölen eines Briardrüden ist eben recht Zeitaufwendig und eventuell ging es ihm mit ein paar Kapseln täglich noch besser.

Es war der schlimmste Fehler, den ich bis heute gemacht habe.

Nach ca. drei Wochen brach ich die Studie ab. Die Aufklärung, Betreuung und nicht zuletzt das Medikament selbst waren für mich und meinen Hund eine Katastrophe. Balzaks Immunsystem brach zusammen, die Haut sah furchtbar aus (so schlimm wie niemals zuvor, sie trocknete vollkommen aus, schuppte massiv und mein Hund stank so stark, dass kaum einer mit uns in einem Auto sitzen wollte), der Winter nahte und er fing sich jede kleine Infektion ein. In den nächsten Wochen hatte ich panische Angst, meinen Hund zu verlieren. Wir päppelten ihn wieder auf, ölten mit Babyöl jeden Abend kleine Hautstellen und irgendwie überlebten wir diesen Winter.

Erst viel später erfuhr ich Näheres über die Zusammenhänge. Cyclosporin - so hieß der Wirkstoff - war längst ein alter Hut. In einer anderen Studie hatte er ebenfalls keinen Erfolg gebracht. In der Humanmedizin dient er bei Organtransplantationen - um das Immunsystem zu unterdrücken. Das wurde bei Sebadenitis für gut befunden? Übers Internet brachte ich in Erfahrung, dass noch weitere Teilnehmer die Studie abgebrochen hatten. Erst viel später machte ich die Entdeckung, dass wir Teil einer Doktorarbeit geworden waren - oder auch nicht, denn wir wurden nicht erwähnt.

2003

Als Balzak neun Jahre alt war, bekam er eine Halsentzündung, kurz darauf eine Blasenentzündung. Alles Dinge, die er nie zuvor hatte. Er verlor Urin im Schlaf, die Ultraschalluntersuchung ergab eine vergrößerte Prostata und Balzak wurde schließlich mit neuneinhalb Jahren kastriert.

Auf die Sebadenitis hatte dies keinerlei Auswirkungen. Es ging ihm gut, er hatte gute Laune, ab und zu gab es einen kleinen Sebadenitis-Schub, dann wurde er etwas mehr geölt, aber es war keine Belastung für uns beide. Er erhielt immer wieder Obst und Gemüse und jeden Tag Öl. Meistens war es Lachsöl.

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Nahrungsumstellung (2005)

Als Balzak fast elf Jahre alt war, bekam er Beulen auf der Haut. Zunächst dachte ich an einen Zusammenstoß mit einem anderen Hund, der ihn angerempelt hatte. Aber die Beulen wurden immer mehr und immer größer. Eine Blutuntersuchung brachte endlich die niederschlagende Erkenntnis: Balzaks Nieren waren stark geschädigt und die Harnsäure lagerte sich unter der Haut ab.

Der Tierarzt drängte zu einem kommerziellen Nierendiätfutter. Zugleich mit der Blutuntersuchung hatten wir an einem Allergietest teilgenommen. Dieser war nicht unumstritten und ich sah das Ergebnis recht kritisch. Aber auffällig war sicherlich, die angebliche Empfindlichkeit meines Hundes gegenüber Weizen, Gerste, Schwein und Geflügel. Wenn das stimmte, hatte ich fütterungstechnisch natürlich viel falsch gemacht. In den meisten Fertigfuttersorten sind diese Bestandteile enthalten und auch bei den Nierendiätfuttersorten gab es jede Menge Inhaltsstoffe, die - aus dieser Sicht - bedenklich waren.

Ich war an einem Punkt, an dem ich kaum etwas zu verlieren hatte. Balzak hatte nun öfter Durchfall, wenn ich jetzt weitere Fehler machte, war es fraglich, wie lange es ihm noch halbwegs gut ging.

Ich verbrachte mehrere Stunden im Internet und dann ging es los zum Einkaufen. Von diesem Tag an gab es rohes Rindfleisch, im Wechsel Kartoffeln, Reis oder Hirse, Gemüse (alles gekocht), Olivenöl, fettreichen Quark, Vitamin B und Phosphatbinder auf Aluminiumhydroxidbasis, um den Phosphatspiegel zu senken. Als Leckerchen gab und gibt es ein Nierendiätfutter mit möglichst wenig Weizen, später fand ich eines auf Lamm und Reisbasis. Hundekekse backte ich von nun an selbst aus Dinkelmehl und Möhren und ein bisschen Brühe für den Geschmack. K1 habe ich mir noch besorgt und das Öl wird mal gewechselt, derzeit ist es Rapsöl. Kein Zwieback mehr, keine Ochsenziemer, keine Schweineohren, aber ein Knäckebrot ausschließlich aus Roggenmehl haben wir gefunden.

2006

Heute ist Balzak über zwölf Jahre alt. Für einen Briardrüden schon ein schönes Alter. Diese ganze Nahrungsumstellung diente einzig und allein dem Zweck, seine Nieren zu entlasten, aber wenn ich ihn heute betrachte, haben wir noch ganz etwas anderes geschafft. Jahrelang wurde mir erzählt, dass Sebadenitis eine genetisch bedingte Autoimmunerkrankung ist, deren Symptome zu bekämpfen sind. Und nun muss ich feststellen, dass eine konsequente Nahungsumstellung zumindest bei meinem Hund kolossale Veränderungen hervorbrachte.

Ich öle jetzt seit ca. einem Jahr nur noch sehr, sehr selten vereinzelte Stellen an der Rute oder im Gesicht. Ansonsten darf ich mich daran erfreuen, so Sätze zu hören wie: "Seine Haut sieht besser aus als die meines gesunden Hundes" oder "Was soll der haben? Man sieht ja gar nichts."

Nein, man sieht nichts und man merkt auch nichts mehr. Nur ein Briardliebhaber erkennt ein paar weniger Haare als bei einem nicht erkrankten Hund. Aber das stört uns nicht wirklich. Der letzte Winter war nicht nur besonders kalt und lang, er war auch der erste seit geraumer Zeit, in dem Balzak keinen Schub hatte.

Inzwischen gibt es immer mehr Informationen zu Sebadenitis. Für mich absolut unverständlich gibt es sogar wieder den Versuch, Cyclosporin Sebadenitis erkrankten Hunden zu verabreichen. Auf diese Idee käme ich garantiert nicht mehr. Ganz bestimmt gibt es nicht "die" Methode oder "den" Ansatz. Jeder Hund wird ein wenig anders reagieren, aber ich würde nichts unternehmen, um das Immunsystem zu unterdrücken! Im Gegenteil, heute denke ich, dass einfach ein "Zuviel" diese Krankheit zum Ausbruch bringen kann. Und das kann eben sehr viel sein: psychischer Stress genauso wie Parasiten oder vielleicht irgendwelche Zusatzstoffe oder Lebensmittel, die ein Hund nicht verträgt.

Wenn Balzak heute noch in seinem Alter begeistert seinen Ball apportiert, in den Rhein springt und zwei Stunden spazieren geht, lässt sich nur sagen: Es geht ihm gut und er fühlt sich wohl!

im Mai 2006
Daniela Tschepe

siehe auch

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